Innerhalb der philologischen Deutungen von Chaucers "Troilus and Criseyde" existieren eine Reihe kontrovers diskutierter Problemstande, etwa die proverbiale Redeweise des Pandarus, die Charakterzeichnungen der Criseyde und des Troilus oder die Spannungen zwischen der Haupthandlung und dem sogenannten Epilog. Bisherige methodische Ansatze, die meist auf Beobachtungen fruh- und hochmittelalterlicher oder gar antiker Sprach- und Denktheorien basierten, konnten die erkannten Widerspruchlichkeiten keiner befriedigenden Losung zufuhren. Die diagnostizierte Defizienz vor allem allegorisch-exegetischer beziehungsweise boethianischer Erklarungsversuche wird in der vorliegenden Untersuchung durch die Konfrontation des literarischen Werkes mit einer ihm synchronen spatmittelalterlichen Kulturkonstituente, der philosophischen Denkbewegung des Nominalismus, uberwunden. Das Einbringen dieser Folie des bestimmenden philosophischen Superstrats des 14. Jahrhunderts erhellt die spezifisch spatmittelalterliche Eigenart von Chaucers Werk. Die genannten Aporien der Forschung hinsichtlich Sprache, Charakterzeichnung und Struktur werden als Auspragungen eines originellen, literarischen Nominalismus des Dichters erklarbar."
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