Politische Interpretationen von Liebe/Ehe in arthurischen Werken sahen bisher einen Treuekonflikt zwischen Konig und Vasallen ("courtly love") oder sie zogen Vergleiche zur Heiratspolitik des Adels. Auf der Grundlage des politischen Denkens (Fortescue), der Historiographie (Hardyng), der Propaganda der Rosenkriege, literarischer Werke (Chaucer, Weddynge of Sir Gawen) und neuester Arbeiten zum Patronatssystem (Bean) kommt die vorliegende Arbeit zu einer neuen Interpretation des "Morte Darthur." Im Unterschied zu den Quellen entscheidet die konigliche Eheschliessung, ob die Herrschaftsordnung bestandig ist. Hier wird der Konsens zwischen Nobilitat und Konig gestiftet, von dem es abhangt, ob die Liebe der Konigin zum Magnaten als Ausdruck einer fur alle vorteilhaften Ordnung ("common weale") angesehen wird. Durch eine kommentierende Parallelfuhrung der politischen Entwicklungen in Cornwall und Logres mit Liebe/Ehe gelingt Malory eine literarische Analyse der Schwachen und Starken des Patronatssystems. Durch die Umdeutung der Gralserzahlung in eine nationale Heilsgeschichte ruft er den englischen Adel auf, gegensatzliche Interessen zum Wohle aller auszugleichen und sich der Verantwortung fur das Gemeinwesen zu stellen."