Nietzsche, den gebürtigen Deutschen, der Deutschland und Deutsche immer stärker mied und geradezu eine Idiosynkrasie gegen sie entwickelte, hat sein Problem mit den Deutschen nie losgelassen. Es ist für ihn nicht nur biographisch von Bedeutung, wie bisher meist angenommen wurde, sondern grundiert seine ganze philosophische Entwicklung seit der Abkehr von Richard Wagner - so die leitende These von Andreas Rupschus. Nietzsche suchte, mit zwiespältigem Erfolg, aus einer schwachen Seite eine starke zu machen. Die Deutschen wurden für ihn zur Obsession. Er kam von ihnen nicht los, obwohl oder eben weil er sie als zutiefst fragwürdig empfand. Auch wenn er sich in vieler Hinsicht im Gegensatz zu ihnen sah, konnte er nicht leugnen, dass auch er ein Deutscher war. Je fragwürdiger ihm die Deutschen wurden, desto fragwürdiger wurde er sich darum selbst. Die Arbeit legt erstmals eine systematische Analyse von Nietzsches Problem mit den Deutschen vor und zeigt, wie sein Denken bis in die tiefsten philosophischen Problemzusammenhänge hinein mit ihm verknüpft ist.