Seit Beginn der siebziger Jahre findet das Konzept rationaler Preiser- wartungen verstarkt Eingang in die wirtschaftstheoretische Literatur. Rationale Preiserwartungen sind ein Resultat des Nutzen- bzw. Profit- maximierungskalkuls der Individuen in Marktgesellschaften. Es sind korrekte Preiserwartungen, die jedoch nicht zufallig gebildet werden, sondern von den Marktteilnehmern unter Kenntnis der okonomischen Zu- sammenhange und Daten berechnet und ggf. ausgewahlt werden. Tendenziell, so die These, werden diese Kenntnisse beschafft, und diese Berechnungen durchgefUhrt, da falsche Preiserwartungen zu falschen intertemporalen Konsum-, Produktions- und Tauschplanen flihren konnen, die a priori nicht nutzen- bzw. profitmaximal sind. Innerhalb der Wirtschaftstheorie findet dieses Konzept v.a. in zwei- facher Weise Anwendung: einmal wird die Existenz rationaler Preiser- wartungen einfach postuliert, urn dann die Konsequenzen zu untersuchen, die sich fur wirtschaftspolitische, v.a. geldpolitische MaBnahmen unter dies en Voraussetzungen ergeben. Zum anderen wird, v.a. im Rahmen der allgemeinen Gleichgewichtstheorie, das Konzept der rationalen Preiserwartungen selbst diskutiert. Es wird gefragt, welche Konsequenzen sich fur die Rolle der Marktteilnehmer und die Bedeutung der Preise bei vollstandigem Wettbewerb ergeben, wenn die zukfinftigen Preise von den Marktteilnehmern korrekt berechnet werden, also rationale Preiserwartungen gebildet werden. Ferner werden Existenzbedingungen und Optimalitatseigenschaften von rationalen Er- wartungsgleichgewichten untersucht, es wird gefragt, ob und wie die Marktteilnehmer die notwendigen Kenntnisse fiber okonomische Zusammen- hange und Daten erhalten konnen, die zur Bildung rationaler Preiser- wartungen notwendig sind usw.