Max Weber hielt im Wintersemester 1919/20 eine vierstündige Vorlesung unter dem Titel "Abriß der universalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte". Er hinterließ keinen ausgearbeiteten Text, nicht einmal ein Stichwortmanuskript. Dennoch entstand aus dieser Vorlesung eines seiner wirkungsvollsten Bücher. Werner Sombart sprach 1927, im dritten Band seiner großen Studie über den modernen Kapitalismus, von der "genialen Skizze, die Max Weber in seiner postumen 'Wirtschaftsgeschichte' (1923) entworfen" habe, und bereits 1927 wurde dieser Text als erster nach Max Webers Tod ins Englische übersetzt. Es ist aber kein originaler Weber-Text, sondern ein Text 'zweiter Hand', rekonstruiert vor allem aus Vorlesungsmit- und -nachschriften von Hörern. Daraus entstand ein Buch, das 1923 publiziert wurde und seitdem als Max Webers Wirtschaftsgeschichte in die Rezeptionsgeschichte eingegangen ist.In dem vorliegenden Band wird die Rekonstruktion dieser Vorlesung, die Siegmund Hellmann und Melchior Palyi besorgten, neu ediert, zusammen mit zwei von Hörern gefertigten Aufzeichnungen der Vorlesung, die Johannes Winckelmann entdeckte. Zudem wird eine Notiz von Carl Schmitt, der ebenfalls an der Vorlesung teilnahm, aufgenommen. Der Band ermöglicht es, die Rekonstruktion mit den Aufzeichnungen zu vergleichen. Dabei zeigt sich ein hohes Maß an Übereinstimmung. Der Band bietet die Texte in textkritischer Bearbeitung. In der Einleitung wird entwickelt, welcher systematische Ort der Vorlesung in Max Webers Spätwerk zukommt und wie sich sein Ansatz einer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von den Ansätzen seiner Zeitgenossen Werner Sombart und Lujo Brentano unterscheidet. In den Editorischen Berichten sind Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der präsentierten Texte dargestellt. Verzeichnisse und Register sowie eine CD-ROM zur Textsuche erleichtern dem Leser die Benutzung des Bandes.