Durch die Anwendung biochemischer und histochemischer Methoden sowie der Elektronenmikroskopie hat die entwicklungsgeschichtliche Forschung in den letzten Jahren eine starke Entfaltung erfahren. Dies verwundert nicht, da ein tieferes V er- standnis der entwicklungsgeschichtlichen Vorgange nur bei Berucksichtigung der auch im molekularen und submikroskopischen Bereich ablaufenden Differenzie- rungsprozesse zu gewinnen ist. Der Schwerpunkt der chemisch ausgerichteten embryologischen Studien liegt in der Fruhentwicklung. Vergleichsweise wenige Arbeiten befassen sich mit der genannten Problematik in der letzten Phase der Entwicklung, in der die Organogenese vor ihrem Abschluss steht und durch die Funktionsaufnahme ihr besonderes Geprage erhalt. Da in dieser Periode mit kon- ventionellen histologischen Methoden meist keine Veranderungen mehr zu be- obachten sind, sind histochemische und elektronenmikroskopische Untersuchungen besonders geeignet, evtl. vorhandene weitere Differenzierungsvorgange aufzu- decken und den Entwicklungsablauf auch in funktioneller Hinsicht besser zu charakterisieren. Die vorliegende Studie uber die Entwicklung des Dunndarms der Ratte soll hierzu einen Beitrag leisten. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen die Entwicklung der Feinstruktur und die Chemodifferenzierung des fetalen und postnatalen Jejunums. Auf die Histo- genese des Organs wird nur am Rande eingegangen, da entsprechende Unter- suchungen vorliegen (HILTON, 1902; HuMMEL, 1935; KAMMERAAD, 1942). Im Rahmen feinstruktureHer Untersuchungen, die bisher nur fur die Entwicklung der Saum- (BEHNKE, 1963; DuNN, 1967; HAYWARD, 1967 a, b) und Panethschen Koer- nerzellen (BEHNKE u. MoE, 1964) durchgefuhrt wurden, interessiert in funktioneller Hinsicht vor allem die Differenzierung der fur die Resorption wichtigen Strukturen wie Zotten und Saumzellen mit ihren Organellen.