Der Begriff des Gleichgewichts und die Vorstellung eines auf vielen M rkten zu einem Gleichgewicht tendierenden Wirtschaftsprozesses be herrschen seit mehr als hundert lahren das Bild der traditionellen Wirt schaftstheorie. Friihzeitig fand dieser Denkstil in der allgemeinen Gleichgewichtstheorie Walrasscher Pr gung einen formalen Hohe punkt, doch auch in den weniger ausgefeilten Formen der g ngigen Theorie bildet er eine methodische Hauptstiitze. Dieser "neoklassische," nach dem Vorbild der Mechanik geformte Denkstil konnte natiirlich nicht an dem Faktum vorbeigehen, daB das aktuelle Wirtschaftsleben h ufig ZusUinde aufweist, welche dem Gleich gewichtsbild wenig entsprechen. Ein GroBteil der Bemiihungen der Theorie lag darin, diese Unterschiede zwischen Modell und Wirklichkeit im Rahmen des Modells aus Storungen, systemwidrigen Eingriffen, vor iibergehenden Friktionserscheinungen etc. zu erkl ren. Das Gleichge wichtsmodell als grundlegendes Konzept einer storungsfrei verlaufen den Marktwirtschaft oder als angen hertes Bild einer realen Marktwirt schaft konnte so erhalten werden. Demgegeniiber gab es stets "unorthodoxe" Theorien, welche die yom Gleichgewicht abweichenden Erscheinungen in privatkapitalisti schen Marktwirtschaften nicht als voriibergehende oder systemfremde (exogene) Storelemente betrachteten, sondern als dem Wirtschaftspro zeB inharente Erscheinungen. Solche a-gleichgewichtige oder anti gleichgewichtige Vorstellungen waren schon in der klassischen Okono mie vertreten (Malthus, Ricardo), fanden bei Marx ihren ersten Hohe punkt, kamen in den Schriften der institutionellen und historischen Okonomen sowie der Konjunkturtheoretiker mehr oder weniger syste matisch zur Sprache und wurden schlieBlich in den Dreilligerjahre- unter dem Eindruck der groBen Weltwirtschaftskrise - mit groBem Nachdruck in der keynesianischen "Revolution," in den Werken von Kalecki und verschiedenen oligopoltheoretischen Ans3.tzen in die Dis kussion geworfen."