Ab dem ausgehenden Mittelalter verbreiten sich in Europa grossformatige Gemalde der sogenannten Lange Christi. Diese in der kunsthistorischen Forschung bisher kaum beachteten Malereien wurden als Kultbilder verehrt und zeigen Christus in seiner angeblich wahren irdischen Gestalt. Die Arbeit prasentiert erstmals eine komparatistische Analyse und Katalogisierung aller bisher bekannten, zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert entstandenen Gemalde der "Lange Christi".
Das Bildmotiv wird dabei nicht als singulares Thema der Malerei behandelt, sondern in den groesseren Kontext der Verehrung der metrischen Reliquie der Koerperlange Christi eingebunden. Gezeigt wird, wie die aus Jerusalem in den Westen vermittelte Massreliquie uber einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren hinweg von unterschiedlichen Medien wie der Buchmalerei, der Druckgrafik, der Architektur, der Malerei oder der Skulptur aufgegriffen und interpretiert wird. Daruber hinaus regt die Arbeit dazu an, auch populare Bildbeispiele wie den Christus im Grabe (1521-1522) von Hans Holbein d. J. oder die sich ab dem 10. Jahrhundert im Westen verbreitenden Triumphkreuze auf eine moegliche Verbindung zum "Langenkult" hin zu untersuchen.