Neurologische, neurovegetative und psychische Veranderungen nach gro- ssen Operationen oder Intensivbehandlungen weisen auf abgelaufene Stoe- rungen cerebraler Funktionen hin. Solche Veranderungen sind bei genauer Analyse keineswegs selten; sie haben ein weites Spektrum der klinischen Manifestation. Wahrend die bestmoegliche Kreislaufuberwachung unter Einbeziehung der fortlaufenden EKG-Registrierung bei Narkosen und In- tensivbehandlungen heute als selbstverstandliche Routine gilt, ist bisher die objektive und laufende Kontrolle cerebraler Funktionszustande unter den verschiedensten Einflussen von Anasthesie, Operation und Intensivmedizin nicht befriedigend geloest. Der klinischen Neurophysiologie gelingt zunehmend - vor allem durch das EEG bei visueller wie auch spektralanalytischer Auswertung - die Dar- stellung funktioneller Veranderungen als AEquivalent bzw. als Ursache klini- scher, neurologischer und psychischer Stoerungen. Von aktueller Bedeutung ist deshalb die Frage, ob anasthesiologische EEG-UEberwachung sowohl vom theoretischen Ansatz her als auch in der praktischen Durchfuhrbarkeit geeignet ist, cerebrale Stoerungen, die durch perioperative Massnahmen aus- geloest werden, fruhzeitig zu erkennen, zu deuten und hierdurch bestmoeglich zu vermeiden oder zu behandeln. Letzlieh steht dahinter die Grundfrage, inwieweit anasthesiologische Massnahmen sich am EEG-Bild orientieren und danach gesteuert werden koennen und ob eine EEG-Analy- se sowohl fur den einzelnen Patienten als auch generell fur die Wertung einer anasthesiologischen Massnahme bedeutsam ist. Diesen Fragen der Relevanz und der Praktikabilitat einer anasthesiolo- gisehen EEG-UEberwachung wird in diesem Buch nachgegangen. Grundla- ge hierfur ist die Analyse von uber 1500 durchgefuhrten EEG-Ableitungen im anasthesiologisch-chirurgischen bzw. -gynakologischen Krankengut.