Okonomie nDd Mathematik - Der Titel der Festschrift zum 65. Geburtstag von Rudolf Henn charakterisiert im lahr 1987 zumindest partiell eine Realitat. So sind die Disziplinen der mathematischen Wirtschaftstheorie, der Statistik und des Operations Research heute fest integrierte Bestandteile eines wirtschafts- wissenschaftlichen Studiums. Eine Reihe von makro- und mikrookonomischen Spezialgebieten hat in den vergangenen lahrzehnten eine starke Mathematisie- rung erfahren. Bestimmte Elemente der Analysis, der Differenzen- und Diffe- rentialgleichungen, der Funktionalanalysis und der linearen Algebra haben zu bedeutenden Entwicklungen in der neoklassischen und mehrsektoralen Wachs- tumstheorie, der Gleichgewichtstheorie, der makro- und mikrookonomischen Produktions- und Preistheorie gefUhrt. Empirische Wirtschaftsforschung ohne Okonometrie ist heute nicht mehr denkbar.
1m betriebswirtschaftlichen Bereich sind insbesondere Fragen der Logistik, der Projekt- und Produktionsplanung mit der Anwendung von Modellen und Methoden der Optimierung und der Netzplantechnik verbunden, entscheidungstheoretische Ansatze haben wesent- liche Akzente in der Finanzierungs- und Investitionstheorie gesetzt, der Be- reich des Marketing erschlieBt sich zunehmend der Anwendung stochastischer und statistischer Methoden. Auf der anderen Seite hat auch die mathematische Okonomie ihrerseits in einigen mathematischen Forschungsrichtungen Im- pulse ausgelost. So befaBt sich die diskrete Mathematik mit Fragen der Gra- phentheorie und kombinatorischen Optimierung. In der numerischen Mathe- matik geht es u. a. urn Probleme der nichtlinearen und stochastischen Optimie- rung sowie der Kontrolltheorie und dynamischen Steuerung. Man kann feststellen, daB sich sowohl in der Mathematik als auch in den Wirtschaftswissenschaften sowie in ihrem Verhaltnis zueinander erhebliche Veranderungen vollzogen haben bzw. noch anstehen.