Im Jahre 1945 stand Deutschland ohnmachtig und geachtet vor den Trummern seiner Politik. Rassischer Weltanschauungskrieg und systematische Vernichtung der europaischen Juden waren ein zivilisatorischer Bruch und belegten die Deutschen mit einer moralischen Schuld. So ist die deutsche Nachkriegsgeschichte vor allem die Geschichte der schwierigen Auseinandersetzung mit der eigenen verbrecherischen Vergangenheit. Fur die Deutschen galt es, das Vertrauen ihrer Nachbarn neu zu gewinnen, um den Weg zuruck in den Kreis der zivilisierten Voelker zu finden. In Politik und Zivilgesellschaft wuchsen schnell erste Initiativen, die auf Verstandigung und Versoehnung abzielten. Mentale Demobilisierung und Abbau von Feindbildern gehoerten zu den Aufgaben, um nach dem Krieg ein friedvolles Miteinander in Gegenwart und Zukunft herzustellen. In einer breiten Gesamtschau beleuchtet dieser Band, wie uber symbolische Gesten, an Erinnerungs- und Gedenkorten, durch Organisationen und Institutionen, uber Aktionsfelder und Handlungsformen, bisweilen unter wissenschaftlicher Anleitung, Prozesse eingeleitet wurden, die in den meisten Fallen - aber nicht immer - zur Verstandigung zwischen den Deutschen und ihren europaischen Nachbarn beitrugen. Dabei zeigen die Beitrage, dass Versoehnung nicht "besiegelt" werden kann, sondern eine nie endende politische, soziale und kulturelle Arbeit darstellt.