Die nach den Börsengängen von Infineon, T-Online und Comdirect im Jahre 2000 maßgeblich durch Lutter aufgebrachte Frage, ob Mutteraktionären beim Börsengang einer Tochtergesellschaft ein Vorerwerbsrecht an den emittierten Tochteraktien zustehen soll, ist im Schrifttum bisher auf breite Ablehnung gestoßen. Jörn Kowalewski unternimmt es, die Frage neu aufzuwerfen und bearbeitet das Thema rechtsvergleichend und vor allem in Auseinandersetzung mit neuesten Erkenntnissen der ökonomischen Kapitalmarktforschung, die zunehmend die Allokationseffizienz der Kapitalmärkte in Zweifel ziehen und eine lebhafte Debatte zwischen neoklassisch-neoinstitutioneller Kapitalmarkttheorie einerseits und der sich neu entwickelnden Behavioral Finance andererseits ausgelöst haben. Anders als bisher üblich knüpft er die rechtliche Behandlung nicht allein an das formale Kriterium der Emission "junger" bzw. "alter" Stücke. Vielmehr trennt er verschiedene Marktphasen und verschiedene Typen von Tochterbörsengängen und versucht auf diese Weise eine differenzierte - insbesondere marktphasenspezifische - Anwendung anlegerschützender Rechtsinstitute. Aus seiner Analyse folgt die Ablehnung jedes Rechts auf bevorrechtigte Zuteilung in normalen Marktphasen, jedoch die rechtliche Anerkennung eines Vorerwerbsrechts in sogenannten hot markets. Dabei ist allerdings die rechtliche Begründung und die ihr zugrunde liegende ökonomische Herleitung eine gänzlich andere als im ursprünglichen Ansatz von Lutter.