Die Absicht vorliegender Studie ist zunachst eine kritische Priifung der philosophischen Anthropologie Max Schelers. Die Zeit von vierzig Jahren seit Schelers Tod, wahrend der die Ent- wicklung der philosophischen Bemiihung urn Wesen und Wirk- Abstand lichkeit des Menschen nicht stillstand, diirfte geniigend bieten fUr eine niichterne, person- und sachgerechte Bewaltigung dieser Aufgabe. Leitender Gesichtspunkt sind dabei die christ- lichen bzw. theologischen Implikationen im Schelerschen Men- schenbild. N ach der philosophischen Gotteslehre ist die philo- sophische Anthropologie wohl am meisten aus der stet en Aus- einandersetzung mit christlichem Gedankengut gewachsen. "Seitdem das Christentum in die Welt getreten ist, hat es im Abendland kein Nachdenken iiber Wesen und Wert des mensch- lichen Daseins gegeben, das von dem EinfluB der christlichen Gedankenwelt v611ig unberiihrt geblieben ware."l Kaum ein anderer anthropologisch orientierter Denker un seres J ahrhun- derts entspricht mehr dieser Diagnose als Max Scheler, mit dessen Namen die "philosophische Anthropologie" im engeren Sinn un- 16sbar verbunden bleibt.
Die Tatsache der starken christlich-theologischen Beeinflus- sung Schelers machte es notwendig, daB in unserer Arbeit immer wieder auch theologische Fragestellungen mitberiicksichtigt wer- den muBten. Dies geschah, sooft die Sache es erforderte, jedoch unbeschadet der philosophischen Grundabsicht vorliegender Ab- handlung. Wenn von "christlichen" bzw. "theologischen" Implikationen in Schelers Menschdeutung die Rede ist, dann werden darunter 1 Th. Litt, Mensch u. Welt. Grundlinien einer Philosophie d. Geistes; Heidelberg 2 61, II.