Das Interesse an Kenntnissen iiber Eigenspannungen in Werkstoffen ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, da aus wirtschaftlichen Griinden die Werkstoffe besser ge nutzt werden miissen. Die Eigenspannungen stellen als Vorbeanspruchung des Werk stoffs vielfach eine Quelle von Unsicherheiten bei der Einschiitzung des Werkstoffver haltens in der Fertigung bzw. im praktischen Einsatz dar. Man geht dazu iiber, die Tech nologie der Fertigung von Halbzeugen bzw. Fertigerzeugnissen so zu gestalten, daB sich ein bestimmter Eigenspannungszustand einstellt. Die Optimierung der Technologie ist somit das Hauptgebiet der gegenwartigen Anwendung der Spannungsmessung. Die laufende betriebliche Priifung der Erzeugnisse auf Eigenspannungen wird durch den damit meist verbundenen MeBaufwand erschwert. Vielfach sind die Methoden in der Praxis im Gegensatz zu den Methoden der klassischen Liingen-und Winkelmessung sowie der mechanisch-technologischen und zerstorungsfreien Werkstoffpriifung nicht ausreichend bekannt. Zudem ist die Priif- und MeBtechnologie bei der Eigenspan nungsermittlung nicht geniigend vereinheitlicht, da dieses Gebiet teilweise noch als Do mane von Spezialisten angesehen wird. Die Anwendung produktiver Methoden der Ei genspannungsmessung einerseits und die Messung nach vergleichbaren Technologien andererseits ermoglichen es, Eigenspannungen auch als quantitative GroBe in Bewer tungsvorschriften zu beriicksichtigen. Das vorliegende Buch solI den derzeitigen Stand der Kenntnisse iiber Entstehung, Mes sung und Bewertung von Eigenspannungen vermitteln. Eine zusammenfassende Dar stellung iiber Eigenspannungen ist kompliziert, da es sich urn eine ausgesprochen inter disziplinare Wissenschaftsdisziplin handelt, welche die Gebiete der Festkorpermecha nik, Festkorperphysik, Werkstoffwissenschaft, Werkstoffpriifung und Technologie be riihrt. Daraus erklart sich auch der Mangel an einschlagigen Gesamtdarstellungen.