Jedes Jahr wird die Öffentlichkeit von Berichten über Naturereignisse und deren Folgen für die betroffenen Menschen erschüttert: Der Tsunami am 26. Dezember 2004 ging als eine der größten Naturkatastrophen der Neuzeit in die Geschichte ein, in den nachfolgenden Jahren wurden in mehreren Ländern Europas Jahrhunderthochwasser gemeldet. Und dieser Tage beherrschen Schlagzeilen über das verheerende Erdbeben in Nepal unsere Nachrichten. Diese und weitere Beispiele sind Thema des vorliegenden Lese- und Lehrbuchs. Die Geographie ist durch das Zusammenwirken von physio- und humangeographischen Ansätzen wie keine andere Wissenschaft dazu prädestiniert, die vielfach miteinander verknüpften Problemlagen einer Katastrophe in ihren zahlreichen Facetten und Handlungsdimensionen umfassend zu „begreifen". Wissenschaftler aus beiden Bereichen verknüpfen in diesem Buch die naturwissenschaftlichen Fragen nach den Auslösern von Naturkatastrophen – etwa mit Blick auf geotektonische Vorgänge oder klimatische Prozesse – mit gesellschaftlichen Fragestellungen: Hier geht es um medizinische und soziale Probleme, um die Verwundbarkeit bestimmter Bevölkerungsgruppen und um die Einbettung dieser Aspekte in globale Wirtschaftsverflechtungen. Geographie und Katastrophenforschung gehören zu den wenigen Wissenschaften, welche unterschiedliche Maßstabsebenen von global bis lokal miteinander verknüpfen; sie betrachten damit die globale Umweltsituation und die ökologische Zukunft unseres Planeten ebenso wie lokale Problemstellungen. Das sich neu etablierende Themenfeld der Hazardforschung veranschaulicht, wie aktuelle Ereignisse mit langfristigen Entwicklungen in Beziehung stehen (Stichwort Global Change), und berücksichtigt dabei die Bewältigung ebenso wie auch die Prävention von Katastrophen.