Seit Bestehen der Technik kampft der Mensch mit der thermo- dynamischen Instabilitat der Metalle, die nur im Hoechstvakuum vor ihrem Schicksal bewahrt werden koennen, sich mit Bestandteilen des umgebenden Mediums chemisch zu verbinden. Glucklicherweise bleibt dieser Umwandlungsprozess auch unter normalen Umstanden oft an der Metalloberflache stehen. Es bilden sich schutzende Anlauffilme oder passivierende Deckschichten. Andererseits beschleunigt aber unvollkommene Bedeckung oft genug die weitere Korrosion. So sind Art der Bedeckung, chemische Zusammensetzung der festen Korrosions- produkte, ihre Struktur, ihr elektrochemisches Verhalten, ihr Ent- stehungsort usw. massgebend fur Korrosion und Korrosionsschutz. Unsere Kenntnis der fundamentalen Zusammenhange hat im letzten Jahrzehnt durch eine Vertiefung in die Kinetik der Transportvorgange in Verbindung mit der Theorie der Gitterfehlordnung, durch die Konzeption vom Auftreten elektrischer Felder, verankert in der Randschichttheorie, eine umwalzende 'Wandlung erfahren. Schon jetzt erweist sich die neue Betrachtungsweise als ungemein anregend fur Forschung und Technik. Allerdings durfte es erfahrungsgemass noch Jahre dauern, bis solche neuen Gedankengange in genugender Breite in die Technik eingedrungen und dort assimiliert sind. Wegen der Tragweite dieser Entwicklung beschloss der Ausschuss fur Korrosion und Korrosionsschutz in der Deutschen Gesellschaft fur lIfetallkunde, eine Diskussionstagung uber "Passivierungs- und Anlauf- vorgange" abzuhalten (14. und 15. Oktober 1955, Frankfurt a. M.).