Seit Mitte der 1980er Jahre gibt es eine Reihe von Initiativen der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, die darauf hinzielen, die bestehende territoriale Zersplitterung des Zivilrechts durch eine stärkere Annäherung oder gar Harmonisierung der wesentlichen zivilrechtlichen Normen der Mitgliedstaaten wieder aufzuheben und letztlich eine "Europäisierung" des Zivilrechts herbeizuführen. Genau hier setzt die aktuelle Diskussion an, der sich der vorliegende Tagungsband aus der Sicht der ökonomischen Analyse des Rechts widmet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob eine Harmonisierung zivilrechtlicher Normen der Mitgliedstaaten tatsächlich erforderlich und auch geeignet ist, einen freizügigen Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital in der Europäischen Union durchzusetzen oder die europäischen Verbraucher angemessen zu schützen. Weiterhin wird diskutiert, wie die harmonisierten zivilrechtlichen Normen inhaltlich beschaffen sein müssen, um die proklamierten Binnenmarkt- und verbraucherpolitischen Ziele zu erreichen, und ob die zivilrechtlichen Normen, die bereits zum Bestand des acquis communautaire gehören, diesen Anforderungen genügen. Verschiedene Beiträge widmen sich der Frage, unter welchen Bedingungen eine dezentrale 'Produktion' von Rechtsnormen durch die nationalen Gesetzgeber zu einem Wettbewerb zwischen den verschiedenen Rechtsordnungen führt - sei es in der Form eines "yardstick competition", sei es in der Form eines mobilitätsgetriebenen Wettbewerbs - und ob in diesem Fall der Wettbewerb tendenziell zu einer Verbesserung oder einer Verschlechterung des Status quo führt.