5 Die aussere Wahrnehmung ist eine bestandige Pratention, etwas zu leisten, was sie ihrem eigenen Wesen nach zu leisten ausserstande ist. Also gewissermassen ein Widerspruch gehort zu ihrem Wesen. Was damit gemeint ist, wird Ihnen alsbald klar werden, wenn Sie schauend zusehen, wie sich der objektive Sinn 10 als Einheit dn> den unendlichen Mannigfaltigkeiten moglicher Erscheinungen darstellt und wie die kontinuierliche Synthese naher aussieht, welche als Deckungseinheit denselben Sinn er scheinen lasst, und wie gegenuber den faktischen, begrenzten Erscheinungsablaufen doch bestandig ein Bewusstsein von dar- 15 uber hinausreichenden, von immer neuen Erscheinungsmoglich keiten besteht. Worauf wir zunachst achten, ist, dass der Aspekt, die perspek tivische Abschattung, in der jeder Raumgegenstand unweigerlich erscheint, ihn immer nur einseitig zur Erscheinung bringt. Wir 20 mogen ein Ding noch so vollkommen wahrnehmen, es fallt nie in der Allseitigkeit der ihm zukommenden und es sinnendinglich ausmachenden Eigenheiten in die Wahrnehmung. Die Rede von diesen und jenen Seiten des Gegenstandes, die zu wirklicher Wahrnehmung kommen, ist unvermeidlich. Jeder Aspekt, jede 25 noch so weit fortgefuhrte Kontinuitat von einzelnen Abschat tungen gibt nur Seiten, und das ist, wie wir uns uberzeugen, kein blosses Faktum: Eine aussere Wahrnehmung ist undenkbar, die ihr Wahrgenommenes in ihrem sinnendinglichen Gehalt erschopfte, ein Wahrnehmungsgegenstand ist undenkbar, der in einer abge- 30 schlossenen Wahrnehmung im strengsten Sinn allseitig, nach der Allheit seiner sinnlich anschaulichen Merkmale gegeben sein konnte."