Seit der Gegenreformation im 17. Jahrhundert ist auf dem Territorium der Habsburger-Monarchie vor allem eine 'Kultur' der politischen Unterdruckung und der Untertanigkeit ausgeformt worden, die bis heute nachwirkt. Verhindert werden sollte unter anderem das Eindringen westlicher Einflusse: Aufklarung und Revolution, Parlamentarismus und Konstitutionen, burgerlich-liberales Gedankengut und allzu entwickelte kapitalistische Wirtschaftsweise. Allerdings gab es auch Elemente einer untergrundigen Tradition der Widerstandigkeit, Ansatze demokratischer Denk- und Verhaltensweisen sowie Streben nach radikaler Veranderung der bestehenden Verhaltnisse. Den Spuren und Erinnerungen an solche untergrundigen Stroemungen wird in den Aufsatzen dieses Sammelbandes anhand von Beispielen der Wiener und der oesterreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts sowie des Einflusses fiktionaler und nichtfiktionaler Texte der englischen Literatur auf die Wiener Moderne um 1900 nachgegangen: So werden nicht oder wenig bekannte Autoren und Aspekte der Wiener und oesterreichischen Literatur des 19. und fruhen 20. Jahrhunderts dargestellt und damit neue Zugange zu verschutteten Traditionen der oesterreichischen Kultur eroeffnet.
Die Beitrage dieses Sammelbandes gehen auf Referate zuruck, die 1999 und 2000 im Rahmen von zwei Symposien uber Radikalismus, demokratische Stroemungen und die Moderne in der oesterreichischen Literatur im Wiener Institut fur Wissenschaft und Kunst (IWK) gehalten wurden.