Wer unvoreingenommen und wachen Geistes das Neue Testament liest, erkennt, dass es keine einheitliche Lehre von Jesus vertritt. Dies zeigt sich schon an den verschiedenen Hoheitstiteln, die Jesus beigelegt werden - sei es nun Christus, Sohn Gottes, Menschensohn, Kyrios (= Herr), Sohn Davids oder Logos. Die damit verbundenen Vorstellungen, die Menschen sich von Jesus gemacht haben, reichen von der Adoption A"ber die Jungfrauengeburt bis hin zu PrAexistenz und Inkarnation. WAhrend diese Vorstellungen ursprA"nglich fA"r sich standen, versuchte man in der Alten Kirche, sie miteinander zu verbinden. Auch wenn solche Versuche und deren Ergebnisse - wie etwa das Apostolische Glaubensbekenntnis - durchaus respektabel sind, A"berzeugen kAnnen sie letztlich nicht. Ein der AufklArung verpflichtetes freies Christentum wird daher die historische RA"ckfrage nach Jesus als eine Notwendigkeit betrachten. Historische Forschung lAsst Jesus als Propheten der Gottesherrschaft und Lehrer einer radikalen Ethik erkennen. Inwieweit hier AnknA"pfungspunkte fA"r eine liberale Christologie bereit liegen, gilt es zu prA"fen. Ebenso wird danach gefragt, wie Jesu VerstAndnis seines letzten Mahles fA"r unsere heutige Abendmahlspraxis fruchtbar gemacht werden kann. Die Auseinandersetzung damit, wie Jesus in den Weltreligionen gesehen wird, erAffnet neue MAglichkeiten, Jesus zur Sprache zu bringen. Insbesondere kann Jesus als Bindeglied zwischen Judentum und Christentum verstanden werden. Als eine MAglichkeit verantwortlicher Rede von Jesus, die dem aufgeklArten Bewusstsein Rechnung trAgt, wird unter dem Titel "Jesus als Vermittler wahren Lebens" die Christologie des Berner Theologen Ulrich Neuenschwander vorgestellt.
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