Der vorliegende Band als Ergebnis einer Tagung von Musikologen und Byzantinisten in Schloss Hernen/NL, beleuchtet verschiedene Aspekte des byzantinischen und des daraus entsprungenen slavischen Kirchengesangs. Zwei grosse Themenkreise stehen im Vordergrund: Notation und Melismatik, daneben beleuchten Beitrage zur Liturgie, zur Modalitat der Gesange und zur oralen Uberlieferung die byzantinische und slavische Tradition. Es ist wichtig, musikalische und liturgische Erscheinungsbilder der byzantinischen und slavischen Spatzeit nicht losgelost von der fruhen Tradition zu untersuchen, sondern die Wurzeln ihrer Entstehung stets im Auge zu behalten. Hierin stellt die Entwicklung der verschiedenen Notationssysteme die Basis fur jede weitere Untersuchung dar. In der liturgischen Musik der Hagia Sophia von Konstantinopel entstanden bereits im 8.-10. Jahrhundert melismatische Gesange, wahrend im monastischen Ritus einfache Melodien vorherrschten. Die Verschmelzung von Kathedral- und monastischer Tradition schuf eine neue Basis fur die Entstehung einer hochmelismatischen Gesangform, der Kalophonie. Basierend auf der byzantinischen Gesangtradition sind auch im slavischen Raum bereits ab dem 11. Jahrhundert melismatische Gesange uberliefert, die auf die ornamentierten Melodien der russischen Kirchenmusik des 15.-17. Jahrhunderts Einfluss hatten. Ein bedeutender Aspekt ist die Berucksichtigung der oralen Tradition, die durch alle Zeiten ein tragendes Element in der Uberlieferung der Gesange war.
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