"Der Protestantismus tut sich traditionell schwer mit kirchlichen Strukturen. Denn sie gelten als zweitrangig, da die Kirche doch nach reformatorischer Aberzeugung in erster Linie durch das Evangelium und durch den von ihm geweckten Glauben definiert ist. Alle Strukturen haben dem Wirksamwerden des Evangeliums nur zu dienen, aber damit kommt ihnen faktisch doch wieder eine eminente Bedeutung zu. Damit hAngt es zusammen, daA gegenwArtig Strukturdebatten die protestantisch-kirchliche Szene beherrschen, Debatten, in denen Visionen und Angste beschworen werden, in denen es u.a. um die ZukunftsfAhigkeit von Ortsgemeinden und Landeskirchen, um Kernkompetenzen, um evangelische IdentitAt und um gesellschaftliche Relevanz geht. Hinter dem Reden von Strukturen verbergen sich Fragen nach einer zukunftsfAhigen Gestalt kirchlicher Institutionen und Riten, nach einer zeitgemAAen christlichen ReligiositAt, nach der Rolle des evangelischen Zeugnisses in einer globalisierten Welt. Individuelle Religion, Gemeindepraxis, Kirchenleitung, Mission, Wahrnehmung des Christlichen in einer sAkularen oder multireligiAsen Gesellschaft sind als Bezugsfelder solchen Fragens nicht voneinander zu trennen.