In diesem Buch wird der Prozess des Lernens und Erwerbens einer Fremdsprache als Konstruktionsprozess beschrieben. Der hier verwendete Konstruktionsbegriff ist sehr viel allgemeiner als der des so genannten radikalen Konstruktivismus, der die fremdsprachendidaktische Diskussion in den letzten Jahren stark beeinflusst hat. Das zugrunde gelegte Verstandnis von Konstruktion geht von den kognitiven Verarbeitungsprozessen aus und sieht auch die Sprachverarbeitung, die als die Grundlage des sprachlichen Lernens verstanden wird, sowohl in ihrer rezeptiven als auch in ihrer produktiven Form als einen komplexen Konstruktionsprozess an, welcher der Foerderung bedarf. Denn wenn Sprachenlernen mit Sprachgebrauch gleichgesetzt wird, wie das die Zweitsprachenerwerbsforschung heute gemeinhin tut, dann kommt der Sprachverarbeitung eine hohe Bedeutung zu. In diesem Buch wurde grosse Muhe darauf verwendet, die komplexen Prozesse der Sprachverarbeitung so verstandlich darzustellen, wie es die Materie erlaubt. Das Buch richtet sich auch nicht an kognitive Linguisten oder Psycholinguisten, sondern vor allem an Fremdsprachendidaktiker und an praktizierende Fremdsprachenlehrer. Es versucht sie mit Erkenntnissen vertrauter zu machen, welche dem schulischen Fremdsprachenlernen neue Impulse geben koennen, bzw. fremdsprachendidaktische Ansatze, die in der Praxis bereits erprobt werden, mit theoretischen Erkenntnissen zu unterfuttern um ihnen die noch fehlende Autoritat zu geben.