In der europäischen Tradition sind Bilder ein privilegierter Gegenstand der Kunst, während nichtbildliche Artefakte in den kunstgeschichtlichen Klassifikationen meist als Kunsthandwerk angesprochen wurden. Derzeit gewinnen sie allerdings einen neuen Status: Die Bildwissenschaft hat den Kunstbegriff kritisch hinterfragt, während sich zugleich eine kulturwissenschaftliche Dingforschung etablierte. Die Zuschreibung »Kunst« an Dinge oder Bilder, die mit Prozessen von Produktion, Display sowie Rezeption verbunden sind, wird folglich neu verhandelt. Die Beiträge einer Arbeitsgruppe am Kunsthistorischen Institut in Florenz (MPI), die zu Grundfragen der mediterranen und europäischen Kunstgeschichte forscht, entwerfen eine kritische Perspektive auf die Bildwissenschaft und die kulturwissenschaftliche Dingforschung. Die Begriffe Bild, Ding und Kunst stellen das dreidimensionale Koordinatensystem, in dem ihre Relationen, Überschneidungen, Gemeinsamkeiten oder Divergenzen ausgelotet werden. Denn in der absichtsvollen Abkehr von Dichotomien oder binären Oppositionen entfalten die Aufsätze des vorliegenden Bandes spielerisch das semantische Potenzial der titelgebenden Worte. Die Essays analysieren das Spannungsfeld von Ding- und Bilddiskurs, indem sie sich in historischen Fallstudien auf Ort und Rolle des Ästhetischen konzentrieren.