Das Buch bietet den ersten deutschsprachigen Überblick über die Hirntoddebatte. Dabei geht es um die Frage, ob Patienten, bei denen der vollständige und unumkehrbare Ausfall der Hirnfunktionen diagnostiziert wurde, tot oder lebendig sind. Nicht nur in Deutschland gilt der Hirntod heute als medizinisches und rechtliches Kriterium für den Eintritt des menschlichen Todes. Die Frage nach der Richtigkeit des Hirntodkriteriums ist nicht nur von theoretischem Interesse. Vielmehr kommt ihr deshalb eine besondere praktische Relevanz zu, im Kontext der Organtransplantation fast überall die sog. Totspenderregel gilt, d.h., Organe für die Transplantation dürfen (mit wenigen Ausnahmen) nur Toten entnommen werden. Allerdings mehren sich seit den 2000er Jahren Zweifel an der Richtigkeit dieses Kriteriums. Empirische Befunde zeigen, dass bei den sog. Hirntoten zahlreiche Lebensfunktionen intakt sind, obwohl diese nicht mehr vom Gehirn gesteuert werden. ‚Hirntote‘ können z.B. wachsen, die Geschlechtsreife erreichen oder ein Kind austragen. Diese Feststellung lässt vermuten, dass das Gehirn für die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen nicht so wichtig ist, wie die Verfechter des Hirntodkriteriums annehmen. Man kann weiterhin fragen, ob typische Merkmale von ‚Hirntoten‘ mit dem allgemein anerkannten Verständnis des Begriffs ‚Tod‘ vereinbar sind. Damit man ihnen Organe für die Transplantation entnehmen kann, müssen Hirntote beispielsweise künstlich ernährt werden. Kann man ohne Widerspruch behaupten, dass ein Organismus einerseits tot ist und dass er andererseits Nahrung benötigt, künstlich ernährt wird und einen Stoffwechsel mit seiner Umwelt vollzieht? Der Autor stellt alle geläufigen Argumente für und gegen die Angemessenheit des Hirntodkriteriums dar und prüft diese kritisch. Er vertritt die These, dass die Auffassung, hirntote Patienten seien tot, unhaltbar ist.