Durch textnahe Lekture und Charakteranalyse korrigieren die hier uberarbeiteten Werkinterpretationen die von der Ideologie der 68er motivierte pauschale Denunzierung der Hausvater im Drama des 18. Jahrhunderts: Diese Verwalter des unterdruckerischen burgerlichen Familienwertsystems handeln angeblich tyrannischer als Monarchen und -handeln- sogar mit der Unschuld der Tochter. Ihr voyeuristisches, ja inzestuoses Interesse verhinderte gerade deren sexuelle Selbstverwirklichung. Fast durchweg gilt jedoch die vernunftige humane Ethik des Christian Thomasius (ihr entnahm Lessing seine Plots): Die oft rauen Vater respektieren ihre Tochter, lieben sie -zartlich- wie diese sie; die Tochter teilen die Anschauungen der Vater und leiden unter dem Kummer, den sie ihnen bereiten. Gegenpole bilden die exemplarischen Hausvater ohne Tochter: Minna von Barnhelms glucklicher Tellheim und der Held der ersten und dustersten deutschen politischen Geschichtstragodie "Gotz von Berlichingen.""