Während der Begriff "Protestanten" heute mehrere christliche Kirchen, Gruppierungen und Bewegungen bezeichnet, ist seine Geschichte im Heiligen Römischen Reich des 16. und 17. Jahrhunderts gekennzeichnet durch Streit unter den Kirchentümern, die er heute geradezu selbstverständlich unter sich sammelt. Er wurde sowohl für Lutheraner als auch für Reformierte zum Kampfbegriff: Beide Parteien beanspruchten ihn exklusiv für sich und flankierten so ihre theologischen, kirchenpolitischen und reichsrechtlichen Ansprüche auf terminologischer Ebene - nicht zuletzt, um dem anderskonfessionellen Gegenüber jedwede Existenzberechtigung abzusprechen. Christian Witt zeigt, wie sich der Terminus "Protestanten" im 17. Jahrhundert zum Integrationsbegriff entwickelte, der bewusst mehrere reformatorische Konfessionskirchentümer unter sich sammelte und so den entscheidenden Schritt hin zu seiner heutigen Nutzung tat.