HISTORIE - was tat sich 1948 so in der Welt? Mehr als 2 Millionen Kriegsgefangene dr UdSSR kommen zur³ck - Immer schõrfere Abgrenzung der Ostzone gegen Restdeutschland - Frankreich f³hrt im Saarland die franz÷sische Wõhrung ein. Franz÷sisches Militõr besetzt die bestreikten Saal-Kohlengruben - - - Israel als j³discher Staat in Palõstina gegr³ndet. Israeli schlagen arabische Angriffe zur³ck. - USA: General Eisenhower Prõsident - - - Indien: Mahatma Gandhi ermordet. - Literatur-Nobelpreis an T.S. Eliot - Brecht schrieb 'Puntila', Mailer 'Die Nackten und die Toten', Sartre 'Die schmutzigen Hõnde' - - Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Emil Ludwig starben - - Balanchine gr³ndet das New York City Ballett - Egk: Circe (Oper) - - Cole Porter: Kiss me, Kate - Stalin verurteilt Schostakowich, Prokofjew, Kataschturian und andere russische Komponisten als 'volksfremd' - - Franz LehÓr, Richard Tauber, Ermano Wolf-Ferrari starben - - Le Corbusier:errichtet erste Glasbauhõuser - - Langspielplatte in BRD eingef³hrt - - Erste Holografie-Versuche - - Wiener :Kybernetik - - erste Rheumaheilungen durch Cortison - Streoptomyzin gegen Hirnhautentz³ndung Tuberkulose, Aureomyzin isoliert - - Porsche konstruiert den ersten 'Porsche 356' - - - Luftbr³cke nach Berlin, Rekord 896 Fl³ge brachten 7000 Tonnen - Wõhrungsreform: 10 Reichsmark = 1 DM West = 5 DM Ost. - westliche Aktien Gesellschaften stellen ihr Kapital 1 : 1 um. - Ostzone : Erste HO-Lõden - - USA Marshallplan. Hilfe f³r 16 Lõnder in Europa. 1000 Millionen Dollar, f³r die BRD, f³r England 4450 - - Plõne f³r Atomkraftwerke - Uran aus Belgisch Kongo - Olympiade in London mit ca. 5000 Sportlern - Rasche Ausbreitung UKW Funk.- USA: Fernsehgerõte von 200.000 auf 750.00. gestiegen. Ein ruhiges Jahr. In der BRD war zunõchst noch gelõhmt durch den allgemeinen Geldmangel. Es gab so vieles wieder, aber wer konnte es kaufen? Nach der Wõhrungsreform verdorrte bald etwas Wertvolles: viel menschlicher Kontakt, das nahe Zusammenleben mit Freunden. Die verliefen sich und tauchten unter, weil Keiner mehr Zeit genug f³r den Anderen hatte Jeder hatte eigene Sorgen und mu¯te seinem beruflichen Fortkommen nachjagen. Ohne Geld gilst nix in der Welt. 16. FLECKERLTEPPICH - (19.2.50) Nach Jahren der Gestaltung populõrer Sendungen f³r breite Schichten hatte ich Lust, mal was ganz Anderes, albern Ironisches zu machen: so eine Art Studentenulk voll Unernst, Kalauer und bl³hendem Bl÷dsinn. Von politischen Witzen hatten die Leute nach Jahrzehnten genug, man erzõhlte rundum lieber 'schwarzen Humor' und Unlogik. Mir gefiel das. Ich dachte mir dazu eine Form aus, in der eine oder zwei Geschichten in kleinen Portionen ³ber die ganze Sendung verteilt. immer an spannenden Stellen mit 'Fortsetzung folgt' unterbrochen wurden. Und die Schlu¯pointe war oft nur ein Klacks, ein Kalauer als bewu¯te Enttõuschung. So sie nicht erst in der nõchsten oder einer viel spõteren Sendung drankam ('SchoHo'? Erinnern Sie sich?) Im Dreiergesprõch prõsentierte Annette von Aretin, als das '-nnchen von Kalau' die Gaudi, ich verteidigte sie, und Friedrich Sauer litt w³tend als 'saurer Kollege' und Normalh÷rer an dem Unfug. Dieses Verfahren und diese Gaudi-Inhalte erfordern ein spezielles Humorverstõndnis. Das war und ist selten. Das Gros der H÷rer lief Protestst³rme gegen den 'Fle-Te', die Presse fetzte gegen uns, und der M³nchner Stadtrat und der Rundfunkrat verdammten uns in ÷ffentlichen Sitzungen. Und hielten, wie viele Emp÷rte, dem 'Fle-Te' die 'Brummlg'schichten' als Muster vor: "Sowas wollen wir h÷ren!". Wu¯te denn wirklich niemand, da¯ Beides von mir stammte? Da¯ ich sozusagen éin vorauseilendem Gehorsam' mir an allen beiden Typen ein Beispiel genommen hatte. Da¯ ich populõr und ebenso intellektuell erfreuen wollte? Die Brummlg'schicht "Fleckerlteppich" entstand erst, nachdem die Gegner gesiegt hatten. Intendant Rudolf von Scholz hatte nõmlich den mit ihm befreundeten Schriftsteller Rudolf Schneider-Schelde als Programmdirektor engagiert. So originell und nett der sein konnte, auf diesem Posten verfiel er in Cõsarenwahn. Redete ³berall per Erla¯ auch erfahrenen Programmachern nach undurchschaubarem Gutd³nken mit Geboten oder Verboten drein. Die Gegõngelten sch³ttelten nur stumm die K÷pfe, weil sie den allseits verehrten Intendanten nicht durch Protest krõnken wollten. Ausserdem ahnten sie aus Erfahrung: der Neue hõlt sich nicht lang. So war's auch. Neben viel anderem Unsinn redete er mir in die Brummlmusik, Folge 12 drein, und verbot den Fle-Te per Hausnotiz: " F³r sowas hab ich k³nftig kein Geld mehr" - als ob es sein Geld wõre. Als er sich bald darauf kritisch-polemisch gegen seinen Freund Scholz wendete, flog er fristlos.Weg war er, und ich produzierte ihm zum Abschied voll Vergn³gen Valentine Volkmers Entwurf , die Konfrontation Fle-Te und Brumml. VALENTINE VOLKMER, Schauspielerin, verfolgte am³siert das Duell éBrumml contra Flete' in den Zeitungen und der Íffentlichkeit und dachte sich eine Glosse dazu aus. Arbeitete sie, assistiert von ihrem Onkel, einem versierten Journalisten, zur Story aus, und schickte sie mir per Post. Ich bekam damals oft von mit unbekannten H÷rern Brumml-Vorschlõge., nur waren die meist besser gemeint als gemacht, denn St³cke schreiben ist schwierig. Dies aber las ich mit wachsendem Vergn³gen. Es war so pointiert und ironisch, da¯ die Dialoge auch meinem kritischen Brumml-Quartett gefallen w³rden. Ich glõttete und ergõnzte vergn³gt noch einiges daran zur Endfassung und geno¯ dabei abermals die Arbeit eines Profis mit Theatererfahrung. Musikalisch umrahmen mu¯te nat³rlich der éHunde-Schlager', der am Ende immer wieder von vorn anfõngt, wie man auf der Kassette h÷ren kann. Den hatte mein Bruder Rolf im Flete in allerlei Gaudi-Variationen verwurstet, Als Lied f³r Kinderchor, Operettenduett, Streichquartett, Jazz f³r Big band, und beim Fleteverbot zum Schlu¯ sogar sogar als Richard Wagner'schen Trauermarsch. Den mu¯ten mir die Joseinders mit neuen Liedertexten singen. Gereimt von einem Gro¯meister des Unernsts, dem alten Rundfunk-Profi mit dem Pseudonym Fagerna. Mein Darsteller waren zufrieden, denn das St³ck spielte sich wie Butter. Da gabs keine langen Debatten ³ber Formulierungen. Als ich Valentine Volkmer ins Funkhaus einlud, erschien eine sch³chterne, h³bsche Blondine, die seit Kriegsende viel Pech hatte. Ihr Ehemann war in Gefangenschaft, sie fand an den wenigen Theatern kein Engagement und mu¯te doch, seit es die D-Mark gab, sich ihr Leben verdienen. Da war sie gl³cklich, da¯ ich ihr Skript honorieren konnte. Sie blieb dem Funk in den nõchsten Jahren mit Vorschlõgen verbunden. Zum beiderseitigen Vorteil. Ich realisierte ihren nõchsten Brummlentwurf éKommt ein Inspektor' und nahm zwei H÷rspiele von ihr auf. Als ihr Ehemann aus der Gefangenschaft kam, ri¯ der Kontakt ab. Ich hab spõter nichts mehr von ihr geh÷rt und leider auch keine neuen Vorschlõge mehr bekommen. _brigens - schon nach einem knappen Jahr meinte die Direktion, ich solle den Fle-Te wieder aufnehmen. Ich tat's, aber leider - wie man so sagt - éder Zucker war ab'. Er war irreparabel geschõdigt, denn er hatte Aktualitõt und Bi¯ verloren. Man kann eben eine unterbrochene Reihe nicht mehr lebfrisch machen. Gar, wenn sie nur noch gelegentlich ins Programm kommt. DAS WELLENFIEBER (Erstsendung 7.5.50) Im Funk und bei seinen verwirrten H÷rern war ein Wellenfieber ausgebrochen, eine Art Panik. - Wie sich das õu¯erte? Nun - Manche Rundfunmkwellen haben nur kurze, und andere gro¯e Reichweiten. Da¯ zum Beispiel M³nchen jahrzehntelang auf Mittelwelle 405 Meter in ganz Europa, bis Nordafrika zu h÷ren war, õrgerte die Siegermõchte. Sie nahmen uns in Kopenhagen auf einer Wellenkonferenz mit Neutralen und Unbeteiligten einfach die guten Frequenzen weg. Unserem zerbombten Land - dem Radio d a s Informations- und Unterhaltungsmedium war, weil die meisten Theater und Kinos noch immer in Tr³mmern lagen und die Zeitungen infolge Papiermangels d³nn waren. Nun auch noch ein kratziger und st÷ranfõlliger Radioempfang? - das õrgerte uns. Der gutm³tige Komponist und Schriftsteller Ludwig Kusche, ein Urgestein unter M³nchens Rundfunkk³nstlern, verfa¯te vor Zorn sogar eine groteske Brummlg'schicht. Man wu¯te damals noch nicht, da¯ unsere Ingenieure schon an einer Wunderwelle arbeiteten, die uns aus dem Schlamassel helfen konnte: dem Ultra-Kurz-Wellen-Bereich, der kaum st÷rungsanfõllig und ungeahnt leistungsfõhig war. Hatten Mittelwellen trotz riesiger stromfressender Sendeturmanlagen nie leise T÷ne eines Orchesters oder Gerõusche in einem H÷rspiel klar ³bertragen k÷nnen. UKW Sender konnten es, wie heute Jeder wei¯. Ihr einziger Nachteil war, da¯ sie nur in Sichtweite senden konnten, weil die UK-Wellen sich, wie das Licht, stangengrad verbreiten und nicht ³ber Berge kriechen k÷nnen. Dem begegneten die Techniker, indem sie mehrere kleine Sendeanlagen auf Berggipfeln f³r das selbe Programm aufstellten. UKW Sender pa¯ten in zimmergro¯e Rõume und waren viel billiger als Gro¯anlagen. Der Welt erster UKW Rundfunksender und nahm in M³nchen Ende Februar 49 den Betrieb auf. Damit begann eine neue Radio-Epoche. Heute sendet alle Welt auf UKW. Die Radioindustrie erwachte jõh, und baute neue Empfõnger, die nun éReciever' hie¯en. UKW erm÷glichte Neues, wie Stereo, Spartenprogramme, Autoradios, etc. und f÷rderte das Fernsehen. Lauter Fortschritte, nur weil man uns die Mittelwelle nahm. Es hat eben alles auch sein Gutes. LUDWIG KUSCHE - _ber die ersten Tage dieser technischen Revolution schrieb der Komponist Ludwig Kusche grimmig eine Brummlg'schicht. Unter Pseudonym, weil sowas nichts mit seinem Musiker-Beruf zu tun hatte. Er kannte die Brumml-Darsteller und den Stil aus leidvoller Erfahrung, er sa¯ ja bei 43 Vorstellungen des Brumml-Theaterst³cks 'Hypnose' im Volkstheater am Klavier. Es ist nervt÷tend f³r einen Musiker, den ganzen Abend da zu hocken und immer wieder die gleichen Pointen anh÷ren zu m³ssen, nur um ein paar Szenen³bergõnge zu spielen.. Trotzdem war es gut, da¯ er das kannte. _ber unser beider Verehrung f³r Richard Strauss kamen wir einander nahe. Auf der Omnibusfahrt zu einem Brumml-Gastspiel in Garmisch sa¯ ich hinter ihm und summte bei der Ankunft ein Thema aus der damals noch selten gespielten éAlpensinfonie' Da ri¯ es ihn herum: Wer summt das? Dieser Unterhaltungsheini? Wieso der? Sein Weltbild wackelte, wir begannen ein Gesprõch und beendeten es als gleichgesinnte Freunde. Als der stolze Programmdirektor bei Folge 12, der Goethefeier, meinte, Mozart gegen uns Banausen sch³tzen zu m³ssen, (er ahnte nicht mal, da¯ es das Menuett nicht von Mozart sondern von von Boccherini war) und Neukomposition befahl, bat ich Kusche, stilistisch kontrastierende neue Nummern zu schreiben, die des Direktors Befehl dezent derbleckten, Er tat es gern. Da¯ die Internationale Kopenhagener Wellenkonferenz den Deutschen alle guten Mittwellen nahm, õrgerte den Rundfunkpionier Kusche sehr. Er geh÷rte seit den Anfangstagen anno 1927 zu den Rundfunkstars der éDeutschen Stunde in Bayern' und war als Komponist und Pianist ein Liebling des Publikums. -rger gebiert Rachegel³ste, Rache ist s³¯, und K³nstlerrache findet am treffendsten in Werken statt. Hat er Humor, sogar in gaudigen, ironischen Kusche. Er war des Wortes mõchtig. Er schrieb im Lauf dieser Jahre 100 Folgen seiner Reihe éMusikaleum' , die ich mit Annette von Aretin, Fritz Wilm Wallenborn und mir als Trialog-Terzett realisierte. Dartin machten wir mit Kusches Worten den H÷rern die klassische Musik schmackhaft. Spõter habe ich noch 28 Sendungen im Fernsehen unter diesem Titel mit solchen Inhalten gemacht, bei denen er, den man bald den 'Musikprofessor' nannte, selber im Bild mitwirkte. Zusammen mit Prof. Hans Gebhart, und nach dessen Tod dem Schriftsteller Hugo Hartung (der u.a.é 'Ich denke oft an Piroska' und 'Wir Wunderkinder' schrieb) Der dritte, Kurt Wilhelm, also ich, war Kusche durch gemeinsame Arbeiten und jahrelange Freundschaft ³ber zwei Jahrzehnte eng verbunden. Sein Wissen um alle Themen der Musik schlug sich auch in ³ber 20 am³santen B³chern nieder, die er zu Lebzeiten ver÷ffentlichte. Sie trugen dazu bei, ihn weiten Kreisen, auch Fernseh-Verõchtern zum Begriff zu machen. Er war Jahrgang 1901, und starb 1983. Ein von Humor und Musik erf³lltes, f³r alle Freunde am³santes Leben war zu Ende.