Wenn aus dem biblischen Gott eine Idee wird, eine Vorstellung, und aus der Heiligen Schrift ein bloAes Buch - was geschieht dann? Dann ist die Folge, dass im Umgang mit der Bibel in Predigt, Konfi rmanden- und Schulunterricht ein hohes MaA an WillkA"r vorherrscht. Liegt das an der historisch-kritischen Exegese? Ja und nein. Ja - denn die biblischen Texte werden uns durch diese Art der Auslegung fremd und verlieren ihre Lebendigkeit, sodass es eines wachsenden Spielraums eigener Phantasie bedarf, um die Kluft zwischen ihrem damaligen Sinn und einem fA"r uns heute annehmbaren Sinn zu A"berbrA"cken. Nein - denn der christliche Glaube hat seine Grundlage in der Geschichte Gottes mit uns Menschen. Und weil diese Geschichte im Alten und Neuen Testament bezeugt wird, muss sie in der Auslegung der Bibel auch historisch ernst genommen werden. Ulrich Wilckens stellt sich daher der Aufgabe, die Rede von Gott von der Ebene religiAser SubjektivitAt auf die Ebene der objektiven Wirklichkeit Gottes des biblischen Zeugnisses zu transportieren. Dazu hilft vor allem das Ernstnehmen der alttestamentlichen Gotteserfahrung in der Geschichte seines Handelns mit Israel. Unter diesem Aspekt gewinnt sodann das neutestamentlich bezeugte Heilsgeschehen in Jesus Christus einen A"berzeugenden Sinn. Dieser ist, historisch ausgelegt, der gemeinsame Horizont aller zentralen Glaubensaussagen in den verschiedenen Schriften des Neuen Testaments, ihrer Verfasser und der Sprache des Gottesdienstes der urchristlichen Gemeinden. In der katholischen Weltkirche beginnt im Herbst 2012 ein "Jahr des Glaubens". Da sie seit dem zweiten Vatikanischen Konzil die Heilige Schrift als Fundament des Glaubens und Quelle allen Lebens der Kirche herausstellt, ist eine gemeinsame evangelisch-katholische BemA"hung um eine grA"ndliche Aberwindung der der Exegese seit der AufklArung anhaftenden theologischen Problematik Akumenisch durchaus aussichtsreich. Dazu will das vorliegende Buch seinen Beitrag leisten.