Eine Alleinreisende in den extremen Landschaften Chiles: Doch dies hier ist keine Reise in die Innerlichkeit oder die penible Beschreibung von chilenischen Naturschönheiten. Die Autorin, durch Lektüre gut vorbereitet, beschreitet vielmehr Wege, die sie in das bunte und vielschichtige Leben des schmalen Landes eintauchen lassen.
Was mit einer riesigen Panne beginnt - beim Zwischenaufenthalt in Rio wird ihr gesamtes Gepäck gestohlen -, wird zu einer großartigen Landerkundungstour. Sie reist von Norden nach Süden, nimmt die glitzernde Hauptstadt Santiago zum Mittelpunkt und stellt sich den Extremen von Wüste und Gletscher, immer entlang den Anden bis hinunter zur Antarktis. Ihre sympathische Spontaneität bringt Sara Wheeler in Kontakt sowohl mit Menschen der chilenischen Oberschicht als auch mit einfachen Bergbauern. Sie isst und trinkt mit ihnen, besucht politische Gefangene im Gefängnis und ergreift mit der gleichen Selbstverständlichkeit und großen Neugier die Chance, mit Militärs der Luftwaffe in den chilenischen Teil der Antarktis zu fliegen, eine Region, die Touristen üblicherweise verschlossen ist. Entstanden ist so ein facettenreiches Bild vom Leben in Chile, von seinen großartigen Landschaften, die die Menschen prägen, den Spannungen in einer Gesellschaft, die immer noch bevorzugt in Schwarz-Weiß-Kategorien denkt, und nicht zuletzt den schmerzhaften Wunden Einzelner, Opfern des Militärregimes. Und doch überwiegen letztlich Wheelers Impressionen von der Warmherzigkeit der Menschen, die sie trifft, der überwältigenden Gastfreundschaft und dem gegenseitigen Verstehenwollen, das immer wieder zum Ausdruck kommt.