English summary: Christian Wetz shows the central part of the ancient Jewish novel "Joseph and Aseneth" (Aseneth's metamorphosis) having the structure of the rites of passage according to Arnold van Gennep. Furthermore, he provides a fresh look upon the bee episode and the double girdle inspired by history of religion. German text. German description: Die Wandlung Aseneths genannte zentrale Episode in der fruhjudischen Schrift Joseph und Aseneth (JosAs) funktioniert nach dem Schema der rites de passage, wie es Arnold van Gennep beschrieben hat, und weist daruber hinaus im Anschluss an Victor Turner Kennzeichen des Liminalen auf. Gleichzeitig bricht sie mit dem Schema der Madchentragodie (Walter Burkert), nach der die Protagonistin unterworfen werden musste. Ausgehend von diesen Beobachtungen zeigt Wetz, dass Aseneth durch ihre Wandlung, die sowohl eine Konversion zum Judentum als auch einen biographischen Ubergang vom Madchen zur Frau darstellt, Freiheit zur Selbstbestimmung erfahrt. Die Darstellung dieses doppelten Ubergangs als rite de passage tragt das Motiv der Auferstehung, des Durchgangs des Lebens durch den Tod hin zu neuem Leben, in die Erzahlung ein.
Die anschliessende religionsgeschichtliche Analyse zeigt, dass zentrale Motive der Wandlungsepisode auf die Auferstehungs- und Freiheitsthematik verweisen. Da die rites de passage als kulturubergreifend zu fassendes Phanomen integraler Bestandteil der conditio humana sind, gelingt es der Erzahlung, ihren historischen wie ihren modernen Rezipienten mitzunehmen auf Aseneths Weg zu einem biographischen Neuanfang. Die Lekture von JosAs erhalt die Funktion therapeutischer Katharsis. Wetz legt Wert auf die Feststellung, dass das, was zur conditio humana gehort, sich in einem biologisch-kulturellen Adaptionsprozess im Laufe der Humanevolution entwickelt hat. Dies fungiert als theoretische Grundlage dafur, dass die Rezipienten von JosAs kultur- und zeitenubergreifend angeruhrt werden.