Im Sommer 1800 beginnt in Paris ein Experiment, das in der Padagogik virulent geblieben ist: Die Erziehung des Wilden von Aveyron. Der junge Medizinphilosoph Jean Itard hat sich vier Jahre lang mit dem Jungen befasst, ihn behandelt und Rechenschaftsberichte verfasst. Diese werden hier untersucht und in ihrem ursprunglichen Kontext analysiert. Die wilden Kinder der vorangegangenen Epochen hatte man getauft und bestaunt. Nun wird erstmalig im Zuge der sich konstituierenden modernen Humanwissenschaften die Behandlung eines wilden Kindes unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten vorgenommen. Die philosophischen Grundlagen des Sensualismus Condillacs werden auf ihre Ergiebigkeit fur Itard uberpruft, der wissenschaftsgeschichtliche Kontext - die Schule der Ideologen - wird beleuchtet und die historische Plausibilitat des Experiments wird im Kontext des sich entwickelnden napoleonischen Staates erfragt.