Der Grundsatz der Vertragstreue ( pacta sunt servanda), im Rechtsverkehr immer wieder angefuhrt, wurde durch die Schuldrechtsmodernisierung 2001 nachdrucklich gestarkt ("Recht zur zweiten Andienung"), jedoch immer noch nicht ausdrucklich kodifiziert. Marc-Philippe Weller analysiert diesen Grundsatz rechtsdogmatisch. Er bezieht dabei auch die Rechtsvergleichung ( common law, Draft Common Frame of Reference) und die Privatrechtsgeschichte mit ein und identifiziert drei Elemente der Vertragstreue: Die Vertragsbindung, den Naturalerfullungsgrundsatz und die Leistungstreue. Alle drei Elemente werden gesondert untersucht und im BGB verortet. Dabei werden neue Zusammenhange aufgezeigt: Der Vertragstreue wohnt in allen ihren Elementen nicht nur eine glaubiger-, sondern jeweils auch eine schuldnerbegunstigende Seite inne. Denn der Schuldner hat ein schadensersatzbewehrtes Recht, seine Leistung in Natur zu erbringen. Da der Naturalerfullungsgrundsatz - international betrachtet - nicht unumstritten ist, sondern mit dem Pekuniarerfullungsprinzip (Schadensersatz statt der Leistung) konkurriert, hat sich der Autor zum Ziel gesetzt, die Legitimation der Naturalerfullung sowie ihre - fur die Privatrechtsordnung insgesamt - systembildende Funktion herauszuarbeiten. Insbesondere analysiert er die auf Savigny und Windscheid zuruckgehende Struktur des Naturalerfullungsanspruchs des Glaubigers ( 241 Abs. 1 BGB) und stellt sie dem im common law und in Einheitsprojekten vorherrschenden remedy -Konzept (Rechtsbehelfsmodell) gegenuber. Der Autor zeigt in diesem Zusammenhang die Vorzuge der Vertragsrechtsdogmatik des BGB auf. Das Buch wurde im Oktober 2009 mit dem Helmut-Schippel-Preis der Deutschen Notarrechtlichen Vereinigung e.V. ausgezeichnet.