Die Position, das frühe Christentum sei eine „Unterschichtenreligion“ gewesen, ist sicher überholt. Doch inwieweit sich Angehörige der sozialen Elite dem neuen Glauben zuwandten, bleibt heiß umstritten. Ein breiter Konsens der Forschung spricht sich gegen dieAnnahme aus, dass bereits unter den frühen Christen Angehörige der führenden Stände, also des ordo senatorius oder eines lokalen ordo decurionum, zu finden gewesen wären. Die Quellen geben aber durchaus Hinweise auf Senatoren oder lokale Amtsträger unter den Christen des 1. Jahrhunderts. Insbesondere drei Einzelpersonen werden in dieser Arbeit ausführliche Studien gewidmet: Sergius Paullus, Prokonsul von Zypern; Dionysios, Mitglied des athenischen Areopags; Erastus, „Stadtkämmerer“ in Korinth. Handelt es sich bei ihnen um plausible Kandidaten für christliche ordo-Angehörige des 1. Jahrhunderts, bliebe nach den Motiven für ihre Hinwendung zum Christentum zu fragen. Sozialen Gewinn, so eine häufige Erklärung, hätten diese hochangesehenen Personen jedenfalls nicht zu erwarten gehabt.