Der aktuelle politische und philosophische Diskurs bewegt sich zunehmend zwischen den Polen eines individualistischen Egoismus und den verschiedenen Aspekten gesellschaftlicher Solidaritat. Inwieweit egozentrische Tendenzen das Zusammenleben massgeblich bestimmen oder ob nicht Formen der Solidaritat das eigentlich evolutive Erfolgsmodell menschlicher Gemeinschaft darstellen, gehoert mit zu den Grundfragen unserer Zeit. Individuelle Verantwortung und autonome Selbstbestimmung kennzeichnen schliesslich nicht nur die persoenliche Lebensgestaltung, sondern pragen ebenso die wirtschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Bereiche der Gesellschaft. Der uberfordernde Zwang zur permanenten Selbst-Inszenierung und zur Verwirklichung des eigenen Ichs eroeffnet aber zugleich einen neuen Zugang zur Ruckfrage nach der Notwendigkeit alternativer Gestaltungen von Vergemeinschaftung, die Verlasslichkeit schenken und speziell der Dimension der Gerechtigkeit Rechnung tragen. Angesichts der anstehenden sozialen Probleme und veranlasst durch das Jubilaum von 10 Jahren "Sozialwort" des OEkumenischen Rates der Kirchen in OEsterreich stellte sich die 15. OEkumenische Sommerakademie Kremsmunster 2013 provokant die biblische Nachfrage "Wer ist mein Nachster?" und erkundete so "das Soziale in der Ego-Gesellschaft".