Alexander Cartellieri gehoerte zu den wenigen deutschen "Frankreich-Historikern" der ausgehenden wilhelminischen Epoche. Gepragt durch seine Pariser Kindheit fand er in Philipp II. August, der Franzoesischen Revolution sowie den deutsch-franzoesischen Beziehungen Themen, die ihn uber lange Jahre beschaftigten. Beeinflusst von Rankes Idee der "germanisch-romanischen Kultureinheit" ist jedoch auf Cartellieris betont nationale Gesinnung hinzuweisen. Die Arbeit sucht nach Niederschlagen dieser Konstellation in Leben und Werk des Jenaer Historikers. Vor allem im Spiegel seiner von 1878 bis 1954 akribisch gefuhrten Tagebucher erscheint Cartellieri als Reprasentant einer exklusiven sozialen Gruppe, als Wilhelminer oder Mandarin, als Bildungsaristokrat, der sich dem Verlust seiner Exklusivitat letztlich vergeblich entgegenstemmte, dabei aber als Wissenschaftler und Hochschullehrer Beachtliches leistete.