Ob die Türkei zu Europa gehört oder nicht ist eine Frage, welche kaum je - schließend zu beantworten sein wird. Zu zentral ist die Auseinandersetzung über genau dieses Thema in der Konstruktion jeweils spezifischer Vorstell- gen dessen, was Europa „ist“. Es erstaunt dabei, dass sich trotz der umfangr- chen Diskussion um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei und trotz eines umfangreichen Literaturkorpus sowohl zu den Beziehungen zwischen der EU und der Türkei auf der einen Seite sowie den vielfältigen Facetten der K- struktion einer europäischen Identität auf der anderen Seite bislang kaum - stematische Auseinandersetzungen mit der Frage finden, wie sich der Diskurs über die Zugehörigkeit der Türkei zu Europa im Laufe der Zeit wandelt. Genau an dieser Stelle hat Jochen Walter ein Buch vorgelegt, welches hier eine - merkenswerte Lücke in der Forschung schließt. Ein zentrales Ergebnis der auf einem anspruchsvollen konzeptionellen Fundament aufruhenden Analyse ist dabei, dass der Status der Türkei als dem „Dazwischen“ offensichtlich kaum aufzuheben ist – die Türkei bleibt „Das Ding Dazwischen“ bzw. „Das Ding auf der Schwelle“. In diesem Sinne erlauben die Ergebnisse des vorliegenden Buches keine Vorhersagen darüber, ob und wann die Türkei der EU beitreten wird oder b- treten könnte. Es zeigt aber überzeugend auf, dass dies zu einem nicht geringen Teil davon abhängen wird, welche Diskursformationen andere überlagern und welche Selbstbeschreibungen Europas dadurch plausibler und welche weniger plausibel werden.