Obwohl formelle Disziplinierungen im Alltag des Jugendstrafvollzugs von grosser Bedeutung sind, hat sich die Rechtstatsachenforschung damit noch kaum beschaftigt. Diese Studie zeigt enorme Unterschiede in der Disziplinarpraxis der Jugendstrafanstalten auf: Es lasst sich deutlich ein eher punitiver und ein eher liberaler Sanktionierungsstil unterscheiden. Insgesamt mussen Intensitat und Extensitat formeller Disziplinierung im Jugendstrafvollzug als ausserst problematisch angesehen werden, zumal eine rigide Disziplinarpraxis positive Wirkungen weder auf die Ordnung in der Anstalt noch auf spatere Legalbewahrung zu haben scheint. Als Konsequenz wird gefordert, dass Erziehung im Jugendstrafvollzug nicht vorwiegend durch Disziplinierung, sondern durch Angebot, Hilfe und Vorbild erfolgen soll. Negative Sanktionen sollen zuruckgedrangt und durch positive Sanktionen wie Vollzugslockerungen entbehrlich gemacht werden. Letztlich wird eine Minimierung formeller Disziplinierung im Jugendstrafvollzug angestrebt."