Rechtzeitig vor dem 1. August 2006, für den, wie seit der Rechtschreibreform von 1996 schon zum wiederholten Male, eine Reform der Reform an Behörden und Schulen für mehr oder weniger verbindlich erklärt wurde, hat die Wahrig-Redaktion des Bertelsmann Lexikon Instituts ihr Standardwerk zur deutschen Rechtschreibung in einer aktualisierten Fassung vorgelegt. Wie das Konkurrenzprodukt der Dudenredaktion bietet auch der Wahrig Empfehlungen für die Fälle, in denen unterschiedliche Schreibungen zulässig sind. Damit wollen die Wörterbuchredaktionen dazu beitragen, dass Firmen und Verlage die Einheitlichkeit ihrer Rechtschreibung sicherstellen können, ohne sich abermals die Mühe machen zu müssen, eine Hausortographie zu erarbeiten. Dafür muss man sich allerdings für eines der beiden Wörterbücher entscheiden.
Farblich kenntlich gemacht sind im neuen Wahrig außer den Empfehlungen der Redaktion die Änderungen gegenüber der vorreformierten Schreibung. In der Zwischenzeit zurückgenommene Änderungen der 96er-Reform sind dagegen nicht bzw. nur anhand von Beispielen dokumentiert. In vielen Details unterscheiden sich die Empfehlungen der beiden maßgeblichen deutschen Wörterbuchredaktionen erheblich, wobei der Nutzer das eine Mal der einen, das andere Mal der anderen Variante den Vorzug zu geben geneigt sein wird. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass der Reformprozess immer noch längst nicht abgeschlossen ist und man auf eine (wieder)vereinheitlichte Rechtschreibung wohl noch eine Weile wird warten müssen. Vermutlich werden viele deshalb einstweilen weiterhin bei den Regeln bleiben, die vor der Reform aus dem Jahr 1996 gegolten haben. Und so werden all jene, die beruflich Texte für unterschiedliche Kunden verfassen, auch weiterhin mit ihrer angelernten Unsicherheit fertig werden müssen.