Die Philosophie hat sich von der Antike bis in die Moderne immer wieder mit dem Verhältnis von Freiheit und Sicherheit befasst. Die unterschiedlichen theoretischen Einbettungen haben aber zu ganz verschiedenen Ergebnissen für die Bestimmung dieser Relation geführt. Dieser Befund betrifft sowohl das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit zueinander wie die damit verbundenen Fragestellungen: Welche Arten von Bedrohungen sind (rechts-) philosophisch interessant? Wie entstehen diese Bedrohungen? Was kann man gegen sie tun? Was darf man gegen sie tun? Wer soll etwas tun?Die Antworten sind abhängig beispielsweise von der Frage, ob der Vorrang beim Individuum oder beim Kollektiv liegt, was sich aus der jeweiligen Naturzustandskonzeption ableiten lässt. Die Ansicht zur Entstehung von Gefahren durch das Handeln von Individuen beruht offenbar auf der jeweilig vertretenen Handlungstheorie, die beschreibt, wie Verhaltensweisen zustande kommen. Dagegen sind Gefahren für die staatliche Stabilität stets eng mit soziologischen Einschätzungen verbunden.Erkennbar ist auch, dass Annahmen über die Verletzbarkeit von Gütern erhebliche Konsequenzen für das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit haben. Der Grad von Verletzlichkeit liegt nicht fest, sondern ist auch Resultat von Denkmodellen und gesellschaftlichen Einschätzungen.Die Modellabhängigkeit der Antworten auf das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit relativiert aktuelle Antworten und verdeutlicht die vielfachen Positionen, die eine Gesellschaft in dieser Frage beziehen kann.