Seit zwei Jahrzehnten lasst sich eine irritierende Wiederkehr des Blasphemievorwurfs beobachten. Man denke etwa an den danischen Karikaturenstreit oder den Terroranschlag auf Charlie Hebdo 2015 in Paris. Die entsprechenden politischen und juristischen Debatten betreffen gegenwartig insbesondere Blasphemieparagraphen in den Rechtsordnungen. Doch das Phanomen der Blasphemie ist facettenreicher, als es dabei oft wahrgenommen wird. Denn "Blasphemie" ist kein objektiv vorliegender Tatbestand, sondern entspricht einem komplexen Deutungsmuster, das religionsspezifisch und interreligioes unterschiedliche Auspragungen erfahren hat. Der vorliegende Sammelband reflektiert das Phanomen der Blasphemie in Geschichte und Gegenwart in einem multiperspektivischen Zugang. Die Thematik wird sowohl im Kontext von Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus als auch im Kontext von Jurisprudenz und Kunst aus der Sicht verschiedener Wissenschaftsdisziplinen analysiert.