Arnulf von Scheliha liefert eine Gesamtdarstellung der Politischen Ethik im deutschen Protestantismus. Auf der Basis eines handlungstheoretischen Politikbegriffs legt er im historischen Teil die Geschichte der Politischen Ethik von der Reformationszeit bis zur EKD-Demokratiedenkschrift dar. Ein wichtiger Schwerpunkt der Darstellung ist der Wandel des Staatsverständnisses und die dadurch erforderliche Umformung der reformatorischen Lehre von den zwei Regierweisen Gottes. Der Autor misst den Beiträgen des theologischen Liberalismus eine besondere Bedeutung zu (Aufklärung, Friedrich Schleiermacher, Richard Rothe, Ernst Troeltsch), weil sie maßgeblich zur Lösung der gedanklichen Aufgaben, die durch diesen Wandel gestellt waren, beigetragen haben. Die auf die Gegenwart bezogene Prinzipienlehre geht vom Begriff der christlichen Freiheit aus und entfaltet ihre normative Bedeutung für die politische Ethik als Pflichten-, Güter- und Tugendlehre. Die pflichtenethische Interpretation der Freiheit erfolgt in den Dimensionen Menschenwürde, Kultur, Verantwortung und Gerechtigkeit. Im Mittelpunkt der Güterlehre stehen die Grundrechte, die Zivilgesellschaft, die Demokratie und eine verfahrensethische Interpretation des Gerechtigkeitsbegriffs. Die Tugendlehre entfaltet die christliche Verantwortung und arbeitet ihre Bedeutung für das politische Handeln in der Zivilgesellschaft und im modernen Mehr-Ebenen-Staat heraus. Im abschließenden Teil knüpft Arnulf von Scheliha an die pflichten-, güter- und tugendethische Einteilung an, greift wichtige Themen des gegenwärtigen politischen Diskurses auf und konkretisiert die Reichweite des hier vertretenen Ansatzes an den Beispielen "Ächtung von Gewalt und Stiftung von gerechtem Frieden", "Europa" und "Good Governance".