Kaum eine andere Frage hat die wissenschaftliche Padagogik der letzten Jahre so beschaftigt, wie die nach den Qualifikationen des Lehrers und in dessen Folge die Frage nach einer den Erfordernissen der Praxis entsprechenden Ausbildung. Die Erfordernisse der Padagogik sind bestimmt von dem Telos, das in diesem Tun leitend ist: ob der Sinn padagogischer Praxis sich darin erschoepft, Menschen als brauchbare Burger fur die Zwecke von Wirtschaft und Politik zu qualifizieren, oder ob man den Menschen auch als "Zweck seiner selbst" sieht, seine Persoenlichkeitsentfaltung foerdert. Die Beantwortung dieser Frage zeigt eine Vielzahl von Meinungen. Die Pluralitat der theoretischen Aussagen macht sie fur die Praxis wenig hilfreich. Das ist um so bedenklicher, je mehr padagogische Praxis zur Profession wird, je mehr Bereiche des alltaglichen Lebens der padagogischen Hilfe bedurfen, und je mehr diese Hilfe auf eine ausdruckliche Reflexion angewiesen ist. Daraus ergibt sich eine weitere Problematik des schwierigen Lehrberufs: Kann denn Wissenschaft uberhaupt die Praxis anleiten? Jene ist universal und allgemein, abstrakt und formal; diese ist konkret und einmalig. Wird hier nicht ein Widerspruch deutlich, der die Wissenschaft als Regenten der Praxis ungeeignet erscheinen lasst? Werden nicht vielmehr jene psychischen Faktoren massgeblich, die man haufig mit dem eher vagen Begriff Intuition umschreibt?