Sabrina Volk greift mit dem Genre der Erziehungsratgeber ein für die Erziehungswissenschaft und Geschichte der Erziehung relevantes Thema auf. Sie diskutiert Elternratgeber der Weimarer Republik systematisch unter der Perspektive von Wissensordnungen, um so den Transfer von Wissen zwischen fachlich-öffentlichen und privaten Erziehungs- und Bildungsdiskursen zu untersuchen. Die Autorin zeichnet zum einen ein differenziertes Bild der Erziehungsvorstellungen und legt zum anderen aus Sicht der Erziehungsratgeber eine geistige Milieustudie der Weimarer Republik vor, die viel über Ideen zum persönlichen Leben in der Zeit aussagt und auch die Vermittlungsformen zwischen Öffentlichem und Privatem charakterisiert. Trotz aller Reformbewegungen und politischen Widersprüche der Zeit dominiert in der Elternratgeberliteratur die autoritäre, bürgerliche Kleinfamilie, die in keiner Form als Ort der politischen Sozialisation moderner Demokratie gesehen wird.