Lange Zeit hat man angenommen, dass der Tod eines Ungeborenen, besonders dann, wenn die Schwangerschaft nur kurz angedauert hat, kein Anlass zur Trauer ist. Im Rahmen der Arbeit "Unser Kind ist tot" wurde beobachtet, dass sich dies völlig anders verhält. Der Verlust des Ungeborenen ist für die Eltern eine Tragödie, ob nun die Schwangerschaft zu einem früheren oder auch zu einem späteren Zeitpunkt zu Ende geht. Unabhängig vom Entwicklungsstand des Ungeborenen ist die Fehlgeburt oder Totgeburt ein Ereignis, das betrauert wird.
Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die persönlichen Trauergeschichten von fünf Frauen und fünf Männern, die im Rahmen eines Gesprächs, die Thematisierung des Verlustes und den damit verbundenen Inhalten und Gefühlen gewagt haben. Bezogen auf die subjektiven Bedeutungs- und Erlebensperspektiven werden, auf der Grundlage eines analytischen Interpretationsansatzes, bewusste und unbewusste emotionale Reaktionen, Konflikte und Phantasien, die im Zentrum der psychischen Dynamik stehen, aufgezeigt. Die Erwartung des Kindes, die Gewissheit Eltern zu werden, die daran gebundenen Hoffnungen, Freuden und Lebenskonzepte - die tiefe Erschütterung und Verzweiflung als Reaktion auf den Verlust der Schwangerschaft, bilden dabei die Grundthemen. Mit Blick auf die Frage nach der Trauergeschichte des Paares, werden die Fallgeschichten, im weiteren Vorgehen, aus dem Kontext des einzelnen Gesprächs gelöst und Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Rekonstruktion des je eigenen Trauerprozesses aufgezeigt.