Die Umbenennung des venezolanischen Staates in "República Bolivariana de Venezuela" markiert den endgültigen Kollaps des Elitenpaktes von 1958 und der daraus resultierenden Form einer Konsensdemokratie. Die neue Verfassung, die Umgestaltung der politischen Institutionen, die neue Rolle der Streitkräfte im Entwicklungsprozess des Landes und die ausgreifende Revolutionsrhetorik der neuen Führung stellen ein neues politisches Projekt dar, das an die Stelle des bankrotten Systems der sog. "IV. Republik" getreten ist und das zunehmend den Anspruch erhebt, angesichts der Krise neoliberaler Anpassungsversuche in Lateinamerika ein antiliberales Gegenmodell zu präsentieren. Mit diesem Projekt verbinden sich in Venezuela Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, die sich durch eine partizipative Demokratie und ein hohes Maß an sozialer Gerechtigkeit auszeichnet, aber auch die Furcht vor einer autoritären Regression und einem zunehmenden Staatszerfall.
In dem vorliegenden Band werden aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen die Ursachen, die verschiedenen Aspekte und die Konsequenzen dieser Entwicklung analysiert. Die Beiträge venezolanischer Autoren und Akteure spiegeln die Kontroversen um dieses Projekt wider, die das Land auch in Zukunft prägen werden.