Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den neuesten Entwicklungen im Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft. Im ersten Teil findet eine kritische Auseinandersetzung mit den science wars statt. Eine besondere Rolle spielt dabei die "Rhetorik der Naturwissenschaften", da hier auch die Literaturwissenschaft zum Tragen kommen kann. Dabei werden rhetorische Elemente in der naturwissenschaftlichen Sprache nicht als Beleg für Mängel in der Erkenntnisfähigkeit kritisiert, sondern gerade auch Konzepte nutzbar gemacht, die die Erkenntnisträchtigkeit von Metaphern untersuchen. Darüber hinaus werden Aspekte aus der Gedächtnisforschung, der Rhetorik, der Kognitionsbiologie und der Evolutionstheorie dafür herangezogen, Fragen nach der Sprachentstehung und der Herkunft der anscheinend ubiquitären rhetorischen und poetischen Elemente der Sprache zu beleuchten. Die Arbeit soll damit einen Beitrag auf dem Weg zu einer produktiven Interdisziplinarität leisten.
Im zweiten Teil werden derzeit gängige literaturwissenschaftlichen Positionen zur literarischen Verarbeitung neuerer naturwissenschaftlicher Themen behandelt. Im Vordergrund steht eine Kritik an der kategorischen Ablehnung von Einflußmodellen, da diese nicht nur konzeptionelle Fehler aufweist, sondern auch dem Befund zuwiderläuft. Es folgen Untersuchungen von literarischen Texten, an denen sich nicht nur ein souveräner und kritischer Umgang mit naturwissenschaftlichen Themen zeigen läßt, sondern auch eine imaginative Bearbeitung, die jeden Verdacht auf ein hierarchisches Gefälle oder eine Abhängigkeit von wissenschaftlichen Wahrheitsansprüchen unterläuft.