Wie nur wenige andere Rechtsinstitute steht das sakrale Asyl im Schnittpunkt zwischen Religion und Recht: Es ist der Schutz, den Menschen durch die Flucht an einen Heiligen Ort oder durch eine als heilig empfundene Schutzbitte zu erlangen vermochten. Daher spiegeln sich in diesem Rechtsinstitut Geist und Religiosität im Wechsel der Zeiten besonders eindrucksvoll in unterschiedlichen Formen des Rechts wider. Dies gilt besonders für die Antike, auf deren Säulen des klassischen Altertums und der jüdisch-christlichen Überlieferung die Kultur des modernen Europa ruht. Christian Traulsen untersucht die Rechtsgeschichte des sakralen Asyls dieser Epoche in ihren geistes- und religionsgeschichtlichen Bezügen und spannt dabei den Bogen von Altarflucht und Freistädten im Alten Israel über Schutz und Zuflucht im Homerischen Epos, Asylie und Hikesie im Antiken Griechenland bis hin zur Entstehung des Asylrechtes der christlichen Kirche in der Spätantike.