?Unsere halbe Familie, die schönere Hälfte, ist weg?, erzählt Nomi zu Beginn einer der bewegendsten, witzigsten, schrägsten und gleichzeitig anmutigsten Familiengeschichten der letzten Jahre, die im Kanada der siebziger Jahre angesiedelt ist. East Village ? so heißt der Ort, in dem sie aufwächst. Es ist nicht das East Village in New York, das sie nur vom Hörensagen als Ort ihrer Sehnsüchte kennt, sondern das East Village in den hügeligen Weiten Manitobas ? eine scheinbar gewöhnliche kanadische Kleinstadt in der dünn besiedelten Provinz. Nomis Jugend allerdings ist ungewöhnlich, denn ihre Eltern sind, wie alle in der Stadt, Mennoniten. Und diese Religionsgemeinschaft ist, so Nomi, eine der peinlichsten Sekten, die man sich als Teenager nur vorstellen kann. Das Leben, das sie führt, ist ganz anders als das ihrer Altersgenossen, weil die Gläubigen so ziemlich alles, was Spaß macht, verteufeln. Nur Beten, Arbeiten und Sterben sind erlaubt. Doch plötzlich verschwindet erst Nomis Schwester und dann ihre Mutter ? wohin, das weiß niemand so genau, und so recht scheint das auch keinen zu interessieren. Angesichts der Sprachlosigkeit der frommen Gemeinde überfällt der überraschende Verlust das Mädchen wie ein Schock ? von einem Tag auf den anderen bleibt sie mit ihrem Vater allein zurück, und es dauert eine ganze Weile, bis es den beiden, jedem auf seine Art, gelingt, sich aus den Zwängen der Religion zu befreien ? Eindringlich, zärtlich und ironisch ? so erzählt Miriam Toews diese außergewöhnliche Geschichte, die dem Leser nicht so schnell aus dem Kopf gehen wird.