Im Fokus dieser Dissertation stehen personenbezogene Wirkungen und dafür relevante Wirkprozesse von kollegialer Beratung. Diese werden aus theore- scher und empirischer Perspektive beleuchtet. Kollegiale Beratung ist ein p- sonenorientierter Beratungsansatz zur Reflexion beruflicher Praxis. Für den Ansatz werden vier charakteristische Kernmerkmale herausgearbeitet: (1) die Beratung wird im Gruppenmodus realisiert, (2) es werden Fälle aus der - rufspraxis einzelner Teilnehmer reflektiert, (3) der Beratungsprozess orientiert sich an einem Ablaufschema und (4) die Beratung geschieht wechselseitig ohne einen konstanten Leiter. Diese Merkmale erweisen sich als geeignetes Raster, um kollegiale Beratung klar von Formaten wie Supervision/Coaching sowie von abweichenden Varianten abzugrenzen. Das theoretische Fundament von kollegialer Beratung ist bisher schmal. Bezüge zu existierenden Theorien, z. B. zum stellvertretenden Lernen, erf- rungsbasierten Lernen und dem Forschungsprogramm Subjektive Theorien, lassen wesentliche Merkmale des Formats unberücksichtigt. Um die theore- schen Grundlagen von kollegialer Beratung zu erweitern, werden die vier Kernmerkmale sowie das Konstrukt der Kollegialität auf Basis weiterer - kenntnisse aus der deutsch- und englischsprachigen Literatur hinsichtlich ihrer spezifischen funktionalen Rollen für Wirkprozesse beleuchtet. Dabei zeichnet sich ab, dass eine Vielzahl von Variablen und Prozessen in einem komplexen Wirkgefüge von kollegialer Beratung Einfluss nehmen und ineinander greifen. So lassen sich z. B. allein für den Gruppenmodus förderliche und auch kritische Wirkprozesse annehmen, die Effekte für die individuelle Reflexion eines Falls modifizieren können.